Das Spiel

FC RW NMDLrt - Carl Zeiss Jena 2:0 (0:0)

Zuschauer: 11.000
Tore: 1:0 Liebers (60.), 2:0 Fritz (67.)

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 Saison 99/00



 Bilder & Bericht

TiTANEN sind eigentlich keine Frühaufsteher. Eine Ausnahme gibt es allerdings. Nämlich dann, wenn wir uns vorgenommen haben, die Reise zu einem Auswärtsspiel mit der Bahn anzutreten. Das sind erfahrungsgemäß immer kulturell wertvolle Aktionen gewesen, über die der ein oder andere sicherlich später auch seinen Enkeln erzählen wird.
Diesmal führte die Reise in die preußische Enklave 40 km westlich von Jena. Und so kam es, daß wir uns für 8.00 Uhr auf dem Göschwitzer Hauptbahnhof verabredet hatten. Nein, ganz so schlecht ist die Mitte-Deutschland-Verbindung nicht, daß man für eine 40 km-Reise 6 Stunden einplanen muß, und Grenzkontrollen zwischen Thüringen und Preußen gibt es seit Ende der Kleinstaaterei im vorletzten Jahrhundert auch nicht mehr. Wir wollten ganz einfach die gute Tradition nicht brechen. Eine zünftige Reise mit der Bahn zu einem Auswärtsspiel ist keine Sache für Weicheier. Da wird schon mal ein Opfer gefordert. Auch dieses Mal hieß es: "Früh raus aus den Federn!"

Samstag morgen waren dann die härtesten der Harten auch pünktlich zur Stelle. Damit uns aber nicht zu langweilig wird, denn irgendwann sind auch mal die hervorragenden Freizeitangebote des Göschwitzer Hauptbahnhofes ausgelaugt, haben wir das mitgebracht, was uns Thüringer in der ganzen Welt so populär macht: Einen Bratwurstrost und viele herrlich frische Bratwürste. Dazu noch das gute K######### Bier.

So wollten wir uns auf die Kurzreise nach Preußen vorbereiten. Dort werden zwar auch "Original Thüringer Rostbratwürste" feilgeboten, doch diese Mischung aus Bulette und Currywurst erkennt der Feinschmecker sofort als billige Imitation.

So schmissen wir denn auch gleich fachmännisch den mitgebrachten Hoko-Grill an und begannen mit der Bruzzelei. Damit auch alle wissen, mit wem sie´s zu tun haben, durfte unsere Flagge an diesem Tag den Bahnhof schmücken. Übrigens sehr zur Freude der vielen tausend dort verkehrenden Reisenden und Pendlern.
Irgendwann wurdens dann immer mehr reiselustige FCC-Fans, die sich einfanden und so zelebrierten wir gemeinsam den Beginn dieser wunderbaren Reise.
Zur Bedeutung des bevorstehende Spieles sei an dieser Stelle noch angemerkt, daß der FCC, der übrigens schon immer die Nr.1 im Freistaate gewesen ist, es heute immer noch ist und auch in Zukunft sein wird, seine Hausaufgaben wieder mal vorbildlich etwas früher als andere gemacht hatte. Die im Winter von einigen nicht mehr für möglich gehaltene Qualifikation für Liga 3 wurde bereits am vorletzten Spieltag mit einem, zwar mühevollen, 2:1 Sieg über Schlußlicht Zwiggau unter Dach und Fach gebracht.
Die Fahrt nach Erfurz sollte also in erster Linie dazu dienen, unseren Freunden aus der Landeshauptstadt noch mal so richtig zu zeigen, was eine ordentliche Fankultur ist.
Erwartungsgemäß wollte eine große Anzahl von Fans den FCC auf seiner Reise nach Erfurz zum preußisch-thüringischen Lokalderby begleiten. Da auch diesmal von einigen Spinnern im Vorfeld dieses Spieles handgreifliche Auseinandersetzungen angekündigt wurden, wollte man die ganze Masse bündeln. Vom EAS fuhren 16?? Busse gen Erfurt und kurz nach halb zwölf rollte der von der Deutschen Bahn großzügig zur Verfügung gestellte Sonderzug in den Göschwitzer Hauptbahnhof ein.
Pünktlich um 11.?? Uhr ging es dann los. Der Zug war gut gefüllt und am Westbahnhof gesellten sich noch einige dazu. Mit jedem Kilometer, den wir gen Erfurz fuhren, wurde es lauter im Zug. Die meisten Leute waren gut drauf. Einige hatte ihren Höhepunkt des Tages auch schon wieder überschritten. Aber Alkoholleichen gehören nun mal dazu wie der Senf zur Bratwurst.
In Erfurz angekommen, mußten wir uns auch gleich lautstark bemerkbar machen. Es war ein imposanter Aufmarsch, der sich da durch die Stadt schlängelte und teilweise den Verkehr zum Erliegen brachte. Am Wegesrand zeigten sich immer wieder mal irgendwelche Stänkerfritzen, aber die waren nur zu unserer Belustigung erschienen.
Am Erfurzer Stadion war alles wie immer. Dem großen Ansturm aus Jena war man nicht gerecht geworden. Ein einziges Tor war geöffnet, an dem obendrein auch noch Karten verkauft wurden. So stauten sich die Leute und in denen wiederum staute sich Wut über solch desolate Zustände. So dauerte es nicht lange und die Jena-Fans nahmen die Einlaßkontrolle selbst in die Hand. Das ging dann auch gleich viel zügiger und so waren alle noch rechtzeitig drin.

Aber was soll man auch erwarten, wenn plötzlich doppelt so viele Gästeanhänger kommen, wie zuletzt insgesamt bei den Heimspielen der Putzis anwesend waren.
Das Wetter war gut, die Stimmung war noch besser. Hatte es am Morgen noch geregnet und Sturmböen von Windstärke 27 gegeben, so schien jetzt die Sonne getreu nach dem Motto: "Über Erfurz lacht die Sonne und wir auch" oder so ähnlich.
Auf der Haupttribüne des Erfurzer Absteigerwaldstadions versuchten sich einige Anwesende mit einer Choreographie aus Papierzettelchen in den bekannten Farben einer populären Zahnpastamarke. Man sah den meisten Leuten aber an, daß sie zum erstenmal im Stadion gewesen waren. Das klappte nämlich nicht. Ganz anders im Gästeblock. Rechts war alles blau, in der Mitte gelb und links weiß. Geil sah`s aus.
Beim Blick über die Tribüne und die Kurve gegenüber stellten wir fest, daß der FC Carl Zeiss JENA in der Rückrunde offenbar nicht nur die Herzen der eigenen Fans höher schlagen ließ, sondern mittlerweile auch in Erfurz die Leute anzieht wie die einst Real Madrid. 11.000 Zuschauer waren´s. Davon 4.000 aus Jena. Respekt!

Zum Spiel sei nur soviel gesagt: Jenas Spieler hatten keine richtige Lust mehr nach der anstrengenden Rückrunde. Sie freuten sich auf ihren wohlverdienten Urlaub. Die mit gereisten Jenaer Fans lieferten einen geilen Support ab. Der Schiri aus der 1.Bundesliga war genauso schlecht wie alle anderen Schiris, die wir in dieser Saison erleben durften. Jena hat 2:0 verloren. Zwei Spieler durften vorzeitig duschen und Erfurz hat einen Ball weniger.
Nach dem Spiel stürmten die Anhänger des einzig wahren Zahnpastavereins Thüringens das Spielfeld, um den beinahe schon legendären Sieg gegen Jena zu feiern.
Leider hatten sie die Rechnung ohne die emsigen Potsdamer Vorstädter aus Babelsberg gemacht.
Erfurz war am Ende siebter, was keinesfalls ein schlechter Platz für deren Verhältnisse ist, aber zur direkten Quali für Liga drei hat´s nicht gereicht.
Das machte einige so sauer, daß sie nach dem Spiel traurig nach Hause liefen. Andere freuten sich mit uns und wollten mit uns noch feiern, aber die 3.Macht an diesem Tage ließ sie nicht. Naja, wir feiern ja auch nicht mit jedem.
Die Rückfahrt stand dann ganz im Zeichen des letzten Bundesligaspieltages. Es ist wirklich so: Entweder man haßt die Bayern oder man mag sie. Dazwischen gibt’s nix. Wir mögen sie nicht.
In Jena ging´s dann noch in die City, um mit der Mannschaft noch ein wenig zu feiern. Man hätte meinen können, wir hätten den Europapokal geholt. Ordentlich Leute waren da und die Mannschaft kam mit Nobelcabrios eines Autohauses aus dem Süden der Stadt vorgefahren. Nach gut einer Stunde des gegenseitigen Sich-Feiern-Lassens, bei dem auch Röhlis kultiger Hit "Lets go Jena lets go!" nicht fehlen durfte, verzog man sich dann in Jenas Kneipen. Die Titanen sorgten für einen Rekordumsatz in ihrer Stammkneipe.
Hiervon gibt es allerdings aus ästhetischen Gründen keine Bildberichterstattung.
(lars)


 TiTANEN