Per FC-Bus nach Gladbach
Tourbericht
Nobel geht die Welt zugrunde
Irgendwie hatte man schon erwartet, von jubelnden Gladbachern und Hans Meyer per
Handschlag begrüsst zu werden... letztendlich war man dann aber froh, überhaupt
noch was vom Spiel gesehen zu haben.
Aber erst mal der Reihe nach. Los ging es mit einer kleinen aber feinen Auswahl an
Zeissfans gegen 7.15 Uhr (natürlich mit der üblichen Gysi-Verspätungsviertelstunde),
also eine Zeit, zu der man sonst von den Kneipenexzessen nach Hause wankt. Zu diesem
Zeitpunkt wunderte ich mich übrigens noch über die frühe Abfahrt,
später sollte ich froh darüber sein. Erste Titanenpflicht war es nun, erst
mal den geenterten Zeissbus titanisch zu dekorieren, und so platzierte man die Fahne
an der Heckscheibe - hübsch. Da konnten die anwesenden Lokalmatadore natürlich
nicht mithalten. Mensch, eine Tour im Zeissbus - da kam man sich gleich vor wie King
Karl. Super auch die Dosenhalter an den Tischen, wie gemacht für isotonische
Getränke - Whiskeyflaschen passen jedenfalls nicht rein. Der erste Teil der
Fahrt verlief ziemlich ereignislos (das exzessive Vernichten von Blechbrötchen
ist ja schon Standard) und auch die ersten Schreie nach McDonalds am Kirchheimer
Dreieck verhallten ergebnislos. Anstatt billig und schlecht bei McDonalds aß
man nun teuer und schlecht an irgendeiner Raste hinter Kassel, was sich noch als
folgenschwer herausstellen sollte. Denn während der eine Teil der Mannschaft
nun Brötchen für 6.50 DM kaufte und 2 Mark-Cappuccino schlürfte, zerbröselte
der Fahrer in seiner unendlichen Fähigkeit den Zündschlüssel in den
Weiten des Türschlosses zur Kloentleerung. Die Schuldigen waren auch gleich
gefunden - wie konnten wir auch aufs Busklo gehen? Gutgemeinte Ratschläge, doch
einen Schlüsseldienst zu bestellen, tat er als unnötig ab, denn wie kamen
wir nur darauf, dass er die Karre mit dem halbierten Schlüssel eh nicht ankriegt?
Durch Gottes Fügung oder eines kurzen hellen Momentes beim Fahrer kam doch noch
ein Mensch vom Mercedes Busservice aus Kassel und drosch mit so brachialer Gewalt
auf die Lenksäule ein, dass der Bus gar nicht mehr anders konnte als anzuspringen.
Nach gut 2 Stunden Zwangsaufenthalt bei Kassel machte man sich hoffnungsfroh weiter
Richtung Gladbach, bis man vom ersten Stau jäh gebremst wurde. Zu den ersten
Sorgenfalten, das Spiel nicht mehr rechtzeitig zu erreichen kam noch die Aussicht,
auf 110 bestellten Karten sitzenzubleiben. Also liess Traudel seine Beziehungen spielen
und machte den Oberkaktus zum Schwarzmarkthändler. Dieser zeigte auch gleich
sein tolles Talent in dieser Beziehung und verkloppte rund 90 Karten, was uns vor
einem finanziellen Desaster bewahrte. Noch war man aber nicht in Gladbach. Mangelnde
geographische Kenntnisse liessen uns die Entfernung nur grob einschätzen und
ein 'noch 97 km' eine Stunde vor Spielbeginn liess helle Panik aufkommen - kleiner
Scherz... Traudel, alter Gladbachkenner, liess uns aber aufatmen mit 'Gladbach scheint
wohl gleich bei Düsseldorf um die Ecke zu sein' und genau da waren wir gerade.
Also doch wieder Hoffung. Schliesslich kam man doch in Gladbach an und bis zum Bökelberg
war es auch nicht mehr weit. Rechtzeitig gegen 15:20 Uhr stieg man aus dem Bus und
wurde schon von den Kakteen empfangen. Lautstark ging es Richtung Stadion und als
endlich alle mitbekommen hatten, dass der FCC nun hier sei fiel auch prompt das 0:1
für Freiburg. Was für ein Einstand! Leider ergab es sich nun so, dass man
aufgrund der späten Ankunft etwas beschränkte Sichtverhältnisse hatte,
obwohl das charmante Bökelbergstadion mit seiner steilen Bauweise normalerweise
gute Sicht garantiert. Mit dem Ende der ersten Halbzeit solle dich das aber schlagartig
verbessern. An einem der Flutlichtmasten entdeckte der Autor eine Handytransmitter,
vielleicht auch eine Einnahmequelle für den FCC? Das EAS als UMTS-Schaltzentrale?
Das Spiel selber wollte nicht richtig gefallen, denn Freiburg spielte durchaus clever,
wenn auch nicht unbedingt ansehnlich und Gladbach bemühte sich, blieb aber glücklos.
Irgendwo, verdeckt vom Kopf meines Vordermannes, wurde ein Gladbacher im Strafraum
gelegt und der folgende Elfer wurde verwandelt. Im TV sah ich später sogar,
wie... Jetzt machte sich auch langsam das Nahrungsdefizit bemerkbar und ich ging
zur Imbissbude, um den wohl schlechtesten Döner (die 'Bratwurst Thüringer'
verschmähte ich aufgrund des Testergebnisses in der Sportbild - letzter Platz
in der Bundesliga) aller Zeiten aufgetischt zu bekommen... als Fussballfan hat man's
manchmal nicht leicht. Die erste Halbzeit verlief weiter eher langweilig und grosse
Unterschiede zu unserer Mannschaft konnte ich auch nicht erkennen, ausser vielleicht
in Sachen Technik, Taktik und Schnelligkeit - ähmm... Und um ehrlich zu sein,
die Stimmung war auch nicht so doll, was der Oberkaktus auch gleich bestätigte.
Auch die Gladbacher scheinen das Problem der "Operetten-Fans" zu haben.
Nach einem längeren Anlauf in Hz. 2 wurde es dann noch richtig spannend. Gladbach
drückte und verpasste es mehrmals, in Führung zu gehen... Freiburg zeigte
sich als schlechter Gast bedankte sich mit dem 1:2. Dank der Gladbacher Unzulänglichkeiten
wachte nun auch Gysi langsam auf und erfreute uns mit allerlei lautstarken Kommentaren.
Das war aber nix gegen den rheinischen Proleten neben ihm, der wirklich an allem
was zu meckern hatte. Bei einem Gladbacher Tor hätte der bestimmt gemosert,
dass der Ball nicht genau im Winkel hing. Aber zu unser aller Besänftigung und
dem guten Ausgang eines schönen Tages dienlich erzielte die Heimmannschaft doch
noch den Ausgleich, um danach gleich noch mehrere Grosschancen zum Sieg auszulassen.
Letztendlich ein gerechtes 2:2.
Nach dem Spiel kamen auch die Kakteen in den Genuss, unseren geheiligten Bus betreten
zu dürfen und an staunenden Menschen vorbei beim Fanprojekt Mönchengladbach
vorzufahren. Allerdings habe ich dort den roten Teppich vermisst... In geselliger
Runde bei eins, zwei oder drei Bier wurde die Freundschaft begossen und es gab allerlei
lustiges Liedgut zu hören. Aber irgendwann kam die Zeit zum Aufbruch und man
verabschiedete sich schweren Herzens von den Gladbachern, ohne jedoch den einen oder
anderen Trikottausch vorzunehmen. So kam es auch, dass Leute, die eher die Grösse
'S' tragen, plötzlich Sachen vom Format "XXXL" anhatten - aber so
ein Zelt kann auch mal praktisch sein. Auf der Rückfahrt zollte man dann dem
frühen Aufstehen Tribut, kurz unterbrochen von solch fantastische Dancefloorkrachern
wie Prince Ital Joe, K7 ('der Berg ruft') und DJ Bobo, die zur unchristlichen Zeit
im BordTV liefen...
Wohlbehalten kam man gegen zwei in Jena an und als Fazit bleibt: Gerne wieder.
PS: Festzuhalten bleibt noch, dass ich in Gladbach keinen einzigen Polizisten gesehen
habe. Nach den Gastspiel in Dresden durchaus bemerkenswert.
Mart |