Titanen goes London
Ostern 2001. Wieder machten sich 2 Titanen (Knorscht und Beu) und eine weitere nicht
dem runden Virus befallene Person auf den Weg ins Mutterland des Fußballs.
In der frohen Hoffnung, das wie bei unserem letzten Trip Silvester 2000, erneut die
hohe Kunst des Fußballs in heimische 3 Liga Gefilde mitzubringen, was uns ja
vor gut einem Jahr erfolgreich gelungen war. Die Vorzeichen standen nicht schlecht,
mit einem Billigflieger ging es Richtung London, wo schon ein zentrales und "recht
preiswertes" Hotel wartete. So das man noch etwas Kleingeld für unsere
3 auserkorenen Spiele hatte. Tickets hatten wir natürlich noch keine und die
Schwarzmarktpreise sind ja bekannterweise recht gepfeffert in London.
Am ersten Abend ging es gleich zum Kultclub Millwall FC, der gegen Port Vale spielte.
Nach einem ziemlich langen Fussmarsch von der U-Bahn Station durch Dickicht und finsteren
Seitenstraßen gelangten wir zu "The Den". Ein geiler 4 Tribünenground
, halt wie man sich ein englisches Stadion vorstellt. Da Millwall zu dem Zeitpunkt
den ersten Platz in der 2.Division (3 Liga) belegte, hatten wir schon vorsorglich
ein paar Pfund mehr eingesteckt, aber siehe da es gab noch Karten an der Abendkasse.
Da haben wir uns natürlich gleich die beste Kategorie geholt (18 Pfund). Noch
schnell mit Schal und Mütze eingedeckt ging es auf die Tribüne und harrte
der Dinge. Das Spiel war erwartungsweise für unsere Abbegroundgewöhnten
Augen viel zu schnell, so das man vorsorglich Augengymnastik betrieben hatte, um
nicht wie im letzten Jahr eine Augenzerrung davonzutragen. Millwall führte schnell
1:0 und schaltete einen Gang zurück, so das Port Vale in der 2 Hälft sehr
gut spielte und den Ausgleich verdient hätte, aber der Millwallschlußmann
hatte einen sehr guten Tag erwischt (man hätte denken können Görtz
steht im Tor.:-;). Die ca. 30 Gästefans feierten berechtigterweise ihr Team.
Vom Millwallsupport konnte man, sobald er erklang beeindruckt sein ("No on like
us, We dont care..)-geil geschallt hat es schon-, obwohl ich mir etwas mehr verprochen
hätte. Es lag vielleicht auch daran, daß es schon der 44!! Spieltag war
und auch schon diverse Pokalspiele absolviert wurden. Wenn man dann das Gejammere
unserer einheimischen Profis hört, die bei 2 engl. Wochen infolge schon ins
Sauerstoffzelt müssen, kann man nur lachen. Trotz alledem ein geiler Auftakt.
Wobei noch anzumerken wäre, daß die Fans in unserer Reihe andauert zum
Bier-, Essenholen oder auf Toilette gegangen sind, so das man dauernd aufstehen musste
-echt belastend. Was noch anzumerken ist, daß uns die ganzen 90 min eine Graswolke
umgeben hat, nur den "Übeltäter" haben wir nicht entdeckt.
Nach 2 Erholungstagen, was nicht aufs Portemonnaie bezogen ist, sondern kulturell,
steuerte man das vermeintliche Highlight unseres Ausflugs an: Highbury , wo Middlesbrough
zu Gast war. Karten mussten wir diesmal auf dem Schwarzmarkt kaufen, das Spiel war
wie immer bei Arsenal ausverkauft. Kaum aus der U-Bahnstation gekommen, sahen und
hörten wir die Kartenverkäufer schon ("Ticktes...Tickets). Der erste
Typ wollte 80 Pfund pro Karte haben, wobei wir erstmal abwinkten und ihn dann doch
noch auf 50 Pfund runterhandeln konnten. Dafür hatten wir aber auch die besten
und teuersten Karten für die Haupttribüne erstanden.
Nach einer kleinen Stärkung suchte man unseren Eingang, was sich als gar nicht
so einfach herausstellte, aber als Halde- und Bruno-Placheveteranen fand man ihn
doch noch. Im Stadionmagazin laß man, das Arsenal seit ca. 1 ½ Jahren
zuhause ungeschlagen war. Ok dachten wir, kann ja nix anbrennen, also Zeisschal ausgepackt
und erstmal gepost.
Doch wahrscheinlich genau an unserem Zeissposing muss es gelegen haben, dass Arsenal
prompt eine 0:3 Klatsche bekam, eingeleitet durch zwei Eigentore. Für uns war
dies ja kein ungewohntes Gefühl eine Heimschlappe einzustecken, für die
Gunners aber total ungewohnt. Im sicheren Gefühl das es nur an uns armseeligen
Titanen gelegen hat lachten wir uns insgeheim halbtot (Gruß an Gunner). Anzumerken
wäre nur noch ein gewisser Karembeu der bei Middlesborough mehr über den
Platz stolzierte und seine Matte spazierentrug als anständig zu spielen. Auf
dem Rückweg noch schnell eine neue Erkenntnis gemacht die in Deutschland unvorstellbar
wäre. Da es nur einen Eingang zur U-Bahn gab, bildete sich eine Reisenschlange.
Natürlich wollte wir uns als Deutsche gleich vordrängeln, sahen dann aber
das die Engländer sich brav ans Ende stellten und im Schneckentempo vorwärtsbewegten,
was wir schließlich dann auch taten. (was wäre da bei uns los??)
Nachdem der Arsenaltrip und diverse Pubbesuche einen mittleren Flächenbrand
im Portemonnaie hinterlassen hatten und man in London auch sonst nix geschenkt bekommt
(Ausnhame: ein Schokaladenosterhase lag am Ostersonntag auf unseren Hotelbetten,
wir konnten es nicht fassen, zu tränen gerührt genossen wir diese milde
Gabe) hatten wir uns zum Abschluss noch ein Division 2 Match ausgesucht: Fulham -
Sheffield Wednesday.
Da aber Fulham (im Besitz von Harrodschef und damit Oberrollo von London Al-Fayed)
ein Spieltag vorher den Divisionstitel klargemacht hatte (Aufstieg stand schon lange
fest) hatten wir schon die Befürchtung wieder auf dem Schwarzmarkt zulangen
zu müssen. Die total überfüllte U-Bahn schien unsere Befürchtungen
zu bestätigen zumal am U-Bahnhof ein Schild stand, dass das Spiel ausverkauft
sei. Aber als Ossi lässt man sich nicht so schnell entmutigen und siehe da es
gab noch Karten, sogar recht preiswerte Stehplätze. Craven Cottage stellte sich
nach der ersten Besichtigung als total kultiger Holztribünenground heraus. Unbedingt
noch anschauen, bevor ein neues Stadion an gleicher Stelle errichtet werden soll.
Das Spiel war ein einziger Triumphzug für Fulham, die von ihren Fans frenetisch
das ganze Spiel lang für die Meisterschaft bejubelt wurden. Der Ausgleich in
der 90 min zum 1:1 tat da noch sein übriges. Wir hatten schon befürchtet
das wir wieder für eine Heimniederlage zuständig sind, zumal Sheffield
total destrukktiv spielte und die einzige Chance zur unverdienten Führung nutzte.
Ganz besonders gefeiert hatten wir beim Blick ins Programmheft: Turbokinnlader Air
Riedle spielte doch tatsächlich bei Fulham. Dem Zuspruch des Publikums bei seiner
Einwechslung entnahmen wir, das er so etwas wie Kultstatus besaß und das als
"Kraut"!!!
Am nächsten Tag ging es dann wieder ins gelobte Land. 7 Tage Ham and Eggs (boiled,
scrambled or fried) hält sebst der abgehärteste Thüringer Gaumen nicht
aus. In Berlin angekommen hoffte man auf das kleine Wunder was wir in unserer Abwesenheit
bewirkt hatten, aber ein Blick in den Kicker: OFC-FCC 4:1.
Trotz alledem wieder ein gelungener Ausflug auf die Insel. Millwall und Fulham sind
für jeden Inselhopper lohnenswerte Insidertipps. Aber immer an die dicke Brieftasche
denken. Vielleicht bringen wir beim nächsten Inseltrip die lang vermisste Fussballkunst
mit, dann aber auf Rechnung von unserem geliebten FC Carl Zeiss .
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